Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) in der Schweiz: So nutzen Sie Solarstrom effizient

Der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) revolutioniert die Schweizer Energieversorgung. Ob für Mehrfamilienhäuser, Gewerbegebäude oder Areallösungen – dieses Modell ermöglicht es, Solarstrom lokal zu produzieren und direkt zu nutzen. Hier erfahren Sie, wie ZEV funktioniert, welche Vorteile sie bieten und worauf Sie bei der Umsetzung achten müssen.

Was ist der ZEV?

  • Definition: Rechtlich verbundene Gruppe von Stromverbrauchern, die gemeinsam lokal erzeugten Solarstrom nutzen
  • Mindestvoraussetzung: 2 Verbraucher + Solaranlage mit mind. 10 % der Anschlussleistung
  • Kostenersparnis: Bis zu 40 % günstiger als Netzstrom
  • Typische Anwendungen: Wohnüberbauungen, Gewerbeareale, gemischt genutzte Quartiere

Wie funktioniert der ZEV in der Praxis?

Rechtliche Struktur

 

  • Organisationsform: Einfache Gesellschaft, Verein oder Stockwerkeigentümergemeinschaft
  • Vertragliche Grundlage:
    • Regelung der Kostenverteilung (Verbrauch vs. Flächenanteil)
    • Austrittsbedingungen für Mieter (Opt-out-Recht gemäss EnG)
    • Verwaltungskompetenzen

Technische Umsetzung

 

  • Klassischer ZEV
    Diese traditionelle Variante überzeugt durch ihre einfache Abrechnungsstruktur, da der gesamte Strom über einen Hauptzähler läuft. Ideal für physisch verbundene Gebäude wie Mehrfamilienhäuser oder Gewerbekomplexe, wo Leitungen direkt verbunden sind.

     

  • Virtueller ZEV (vZEV)
    Ermöglicht standortübergreifende Lösungen ohne physische Leitungen – vorausgesetzt, eine Smart-Meter-Infrastruktur ist vorhanden. Perfekt für moderne Quartiere mit digitaler Messinfrastruktur, die Verbrauchsdaten in Echtzeit auswerten.

     

  • ZEV mit Speicher
    Durch integrierte Batteriesysteme erreicht diese Variante Eigenverbrauchsquoten über 80 %. Wird primär bei energieautarken Konzepten eingesetzt, etwa in abgelegenen Berggebieten oder für kritische Infrastrukturen mit hoher Versorgungssicherheit.

Wirtschaftlichkeit
 


Solarstrom, der innerhalb eines ZEV genutzt wird, ist in der Regel günstiger als Netzstrom. Während der durchschnittliche Strompreis aus dem Netz bei 25 Rappen pro Kilowattstunde liegt, kostet der selbst produzierte Solarstrom etwa 18 Rappen pro Kilowattstunde.

Diese Differenz kann sich im Jahresverlauf erheblich auswirken. Ein Beispiel:

  • Wohnüberbauung mit 100 kWh täglichem Verbrauch → rund 2'555 Franken Ersparnis pro Jahr
  • Gewerbegebäude mit 300 kWh täglichem Verbrauch → über 7'600 Franken Ersparnis pro Jahr

Die tatsächlichen Einsparungen hängen von Faktoren wie Verbrauchsverhalten, Anlagengrösse und Standort ab.

Auswirkungen auf die Amortisation der Solaranlage

Ein höherer Eigenverbrauch trägt dazu bei, die Investitionskosten einer Solaranlage schneller zu decken. Während die Amortisationszeit ohne ZEV meist zwischen 12 und 15 Jahren liegt, kann sie durch eine optimierte Nutzung des selbst erzeugten Stroms auf 8 bis 10 Jahre verkürzt werden.

Nach der Amortisation fallen für den selbst produzierten Strom nur noch minimale Betriebskosten an, was langfristig zu stabileren Strompreisen führt.

Langfristige Perspektive und Planungssicherheit

Neben den direkten finanziellen Vorteilen bietet ein ZEV auch eine gewisse Unabhängigkeit von steigenden Netzstrompreisen. Eine jährliche Preissteigerung von nur 2 % würde die potenziellen Einsparungen innerhalb von zehn Jahren weiter erhöhen.

Praxischeck: Diese Hürden müssen Sie kennen

 

  • Mieterakzeptanz:
    • 23 % der Mieter lehnen ZEV-Beiträge aus Misstrauen ab (Studie ETH Zürich 2024)
    • Lösungsansatz: Transparente Kommunikation der Einsparpotenziale
  • Technische Komplexität:
    • Lastmanagement bei hohen Eigenverbrauchsquoten
    • Rücklieferverbote ins Netz bei Überproduktion
  • Rechtssicherheit:
    • Klare Regelungen zu Notstromversorgung
    • Haftungsfragen bei Störungen

Zukunftstrends: Das bringt die nächsten Jahre

Innovationen ab 2026:

  • Lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG):


       Stromhandel über Gemeindegrenzen hinweg
       Dynamische Preismodelle via Smart Contracts

     

  • Blockchain-Lösungen:


       Peer-to-Peer-Handel mit digitalen Zertifikaten
       Automatisierte Abrechnungssysteme

Checkliste: So starten Sie Ihren ZEV

  •  Machbarkeitsstudie mit Solarpotenzialanalyse
  • Rechtliche Beratung zur Gesellschaftsform
  • Technisches Konzept mit Messsystemen
  • Informationsveranstaltung für Mieter/Eigentümer
  • Finanzierungsplan mit Förderoptionen prüfen

FAQ: Häufige Fragen kurz beantwortet

«Kann ich meinen bestehenden Solarstrom in einen ZEV integrieren?»

Ja, bestehende Anlagen lassen sich nachrüsten – entscheidend ist die Einbindung aller Verbraucher im definierten Perimeter.

«Was passiert bei Stromausfall?»

ZEV-Anlagen benötigen spezielle Notstromkonzepte. In der Regel übernehmen Batteriespeicher kritische Lasten.

«Lohnt sich ein ZEV auch für kleinere Gebäude?»

Ab 5 Parteien wird es wirtschaftlich interessant – bei geringerer Grösse empfiehlt sich das Praxismodell.

Möchten Sie kostengünstigen Solarstrom nutzen und die Energiezukunft aktiv mitgestalten?

 Als Experten für Schaltanlagen und Energieverteilung sorgen wir für eine zuverlässige technische Umsetzung Ihres Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (ZEV) – von der Mess- und Regeltechnik bis zur sicheren Laststeuerung.